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What the web needs now … is Love, Sweet Love. Als Designer meine ich hiermit nicht nur, dass man sich gegen die unglaubliche Negativität, die sich heutzutage in Inhalten und Kommentaren quer durch das Internet frisst, stellen sollte, sondern geht es in diesem Beitrag vielmehr um den visuellen Aspekt des World Wide Web. Es ist an der Zeit dem Internet, bzw. dessen Aussehen, etwas mehr Liebe zuteil werden zu lassen. Nie waren die Voraussetzungen für gutes, gleichzeitig funktionierendes Webdesign durch die technischen Gegebenheiten so optimal wie heute — und trotzdem ähneln sich viele aktuelle Webseiten immer noch unnötig.

»Do websites need to look exactly the same?« – Jeffrey Zeldman

Jeffrey Zeldman, bekannter US-amerikanischer Author, Designer und Sprecher für Webstandards, stellte diese Frage öffentlich auf seiner Twitter-Seite. Nicht als Erster. Nicht als Letzter.

Die Webseite, die passt wie ein Maßanzug

Jedes Design sollte immer von einer Idee getragen werden. Das gilt natürlich auch für das Webdesign. Der kreative Prozess bei der Gestaltung einer Webseite fängt bei jedem professionellen Grafiker nie im Layoutprogramm am Computer an. Immer steht zuerst die intensive Beschäftigung mit dem Kunden und mit dessen Produkten im Vordergrund, um herauszufinden, was diesen Kunden und das Produkt ausmacht. Hieraus entstehen Ideen, auf denen der optische Teil einer Homepage aufgebaut wird. Eine seriöse eigene Webseite sollte immer maßgeschneidert sein und nicht von der Stange kommen. Zugegebenermaßen war es noch nie so einfach eine eigene Homepage ins Netz zu stellen wie heute. Content-Management-Systeme (CMS) mit der schier endlosen Auswahl an bereits existierenden Designthemen sind verlockend. Mit wenig Aufwand lässt sich in kurzer Zeit eine Webseite basteln, die dann nach dem Einrichten grob an das eigene Erscheinungsbild angepasst wird: Logodatei hochladen, Hintergrundfarbe ändern, Bilder in das Fotokarrussel hochladen, den Demotext durch den eigenen austauschen und fertig ist die Webseite … Diese Webseite ist dann aber eine von vielen, die ein geradezu seelenloses Dasein fristet, weil die angebotenen CMS-Vorlagen immer so neutral, als möglich gestaltet werden, um möglichst oft verkauft zu werden. Um möglichst viele Eventualitäten einzubeziehen, werden diese käuflichen Vorlagen auch fast immer mit unendlich vielen Funktionen ausgestattet, die ein einzelner Endnutzer überhaupt nicht benötigt, die aber den Code so sehr aufblasen, dass sich Ladezeiten unnötig verlängern.

Content First — Inhalt vorweg!

Ein weiterer Auslöser für das Auftreten uniformer Webseiten-Layouts ist, dass der Inhalt (englisch Content) einer Webseite während des Designprozesses sehr oft nebensächlich, fast stiefmütterlich, behandelt wird. Ist noch kein Inhalt vorhanden, oder man kennt den Inhalt nicht, wird erst gestaltet und dann der Inhalt in das Design gepresst. Dabei sollte eine Homepage immer und von Anfang an um den Content herum gestaltet werden, also inhaltsorientiert sein. Jeder Designer kennt aber das Problem, dass fertige Texte im Designprozess erst sehr spät zur Verfügung gestellt werden. Der »Content First«-Prozess bedeutet aber natürlich nicht, dass der komplette und endgültige Inhalt bereits zu Beginn eines Projekts vorhanden sein muss, aber es sollte immer klar sein, was an Inhalt angeboten wird, wer angesprochen wird und welche »Sprache« dieser Inhalt spricht. Mit Inhalt meine ich sowohl Text- als auch Bildmaterial — also die Zutaten, mit denen wir Grafiker immer schon arbeiten. Alle Beteiligten an einem Webseiten-Projekt sollten sich klar machen, dass der eigentliche Sinn einer jeden Webseite das Transportieren von Inhalt ist. Die Gestaltung sollte dem Inhalt nie im Wege stehen: Content First — Inhalt vorweg!

There is a symbiotic relationship between content and design.
One cannot thrive without the other. – Marc Boulton

Marc Boulton ist typografischer Designer bei Monotype, Author und gern gesehener Sprecher auf vielen Designkonferenzen.

Lorem Ipsum – Wie bitte?

»Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum.«
Das verstehen Sie nicht? Das kann man auch nicht verstehen. Es handelt sich um sogenannten Blindtext. Sollten Sie in einem Entwurf, den ein professioneller Webdesigner Ihnen aushändigt, ausschliesslich Blindtexte finden, schimpfen Sie den Grafiker bitte auch in meinem Namen aus!

Form, Funktion und Inhalt – ein gutes Team

Das visuelle Erscheinungsbild, die Funktionalität und der Inhalt bilden beim guten Webdesign eine Einheit und sollten simultan erstellt werden. So können alle Teildisziplinen aufeinander abgestimmt werden und aufeinander reagieren. Diese Einheit von Design, Funktion und Inhalt ist gleichzeitig eine gute Voraussetzung für die beiden anderen wichtigen Grundpfeiler von gutem Webdesign: Suchmaschinenoptimierung und Barrierefreiheit. Der Inhalt soll ja nicht einfach nur transportiert werden, sondern auch da ankommen, wo er von Interesse ist. Dafür muss die Webseite gefunden werden können und dann von jedem zu nutzen sein.

Fuck the Rules (responsibly)

Als interessierter Designer verfolgt man natürlich aufmerksam Experten aus allen Bereichen rund um die Erstellung von Webseiten — seien es Designer, Nutzererlebnis-Experten (UX), Kommunikationsprofis und Entwickler. Sozialen Medien, Blogs, Podcasts, Printmedien aber auch Webdesign- und Webdevelopment-Konferenzen sind hierfür optimale Quellen. Immer wieder stolpert man dabei über Regeln, die manche Experten als allgemeingültig in die Welt setzen oder die als allgemeingültig verstanden werden. Das blinde Befolgen dieser Regeln kann allerdings ein Auslöser für uniforme Webseiten-Layouts sein. Als kreativer Gestalter sollte man immer abwägen, ob das Brechen von Regeln in bestimmten Fällen nicht doch die bessere Option sein kann. Was für die eine Webseite schlecht ist, kann für eine andere durchaus von Vorteil sein. Bedeutungsvolles Anderssein kann immer auch Spannung erzeugen. Niemals aber sollten bestimmte Techniken und Effekte genutzt werden, nur um sie zu nutzen. Wenn Effekte genutzt werden, sollten sie Sinn machen und die Idee hinter dem Design tragen. Im englischen gibt es hierfür den schönen Begriff »Meaningful Design« (Bedeutungsvolles Design).

»Fuck the Rules (Responsibly)« – Espen Brunborg

Espen Brunborg ist norwegischer Designer in Schottland und hält sehr unterhaltsame Reden auf Designkonferenzen.

Frisch vom Laufsteg

Ein weiterer Punkt, der zu ähnlichen Webseiten führt, ist das Verfolgen von Trends. War es gestern noch in Mode, dass jede neue Homepage ein animiertes Bannerfoto im Vollformat mit weißem Plakatwand-Text haben muss, sind heute schon wieder ganz andere Dinge im Trend. Ich möchte nicht sagen, dass riesige Fotokarrussels auf Webseiten keine Berechtigung haben, aber sie müssen Sinn machen.

CMS oder kein CMS – das ist die Frage

Der letzte Punkt, den ich anführen möchte, könnte als kontrovers bezeichnet werden. Ich denke, dass die Nutzung von Content-Management-Systemen (CMS, deutsch Inhaltsverwaltungssystem) für komplette Webseiten dafür sorgen kann, dass man in der Gestaltung von individuellen Designs gehemmt ist. Man kann beim Erstellen von CMS-Templates zwar viele Designmöglichkeiten bereits in der Designphase, als auch in der Entwicklung einbeziehen, aber man bleibt trotzdem immer eingeschränkt, weil zunächst das Design erstellt wird und dann der Inhalt in diese Gestaltung gepresst wird. Der riesige Vorteil von CMS ist allerdings, dass dem Kunden ein Werkzeug an die Hand gegeben wird, welches es ermöglicht, Inhalt selber einfügen zu können. Hier gilt es also von Vornherein abzuwägen, ob ein CMS unbedingt nötig ist, oder ob man besser darauf verzichtet.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich auch für Sie ein Projekt realisieren dürfte. Kontaktieren Sie mich gern unter 05242 9089150 oder schreiben Sie mir eine Nachricht.

Autor Torsten Nienaber

Mein Name ist Tosten Nienaber und als freiberuflicher Grafikdesigner in Rheda-Wiedenbrück rücke ich gern auch Ihr Produkt, Ihre Marke, Ihre Arbeit in das richtige Licht.

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